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PET-Palast (Workshop)

Titel: PET-Palast-Bau
Was: Workshop HowTo
Gefördert von: Kulturprojekte Berlin

 

Zusammenfassung: In diesem Workshop bauen wir einen modularen “Palast” aus PET-Flaschen.

Fotoalbum zu den Workshops & zum Palast

 

Ablaufplan/Bausteine:

Hintergrund

Die Workshops wurde entwickelt und durchgeführt im Rahmen von „Palast der Projekte – die ökologische Zukunftsstadt“. Durchgeführt wurden zwei Workshops, der erste mit einer fünften Klasse (24 Kinder), der zweite mit einer JÜL-Klasse (1-3 Klasse, 25 Kinder). Jeder Workshop lief über 3 Tage mit jeweils 4 Stunden Arbeitszeit für die Kinder (8:00-12:00). Beide Termine lagen im September 2018.

Dokumentation

Anders als für die allermeisten der anderen Workshops aus dem Projekt gibt es für diese beiden Workshops zum Palastbau keine ausführliche nach Tagen aufgeschlüsselte Nachmachanleitung. Der Grund dafür ist, dass wir für diesen Workshop schon auf viel Vorarbeit aus anderen Projekten zurückgreifen konnten: Für den PET-Palace hatten wir bereits eine Sammlung von über 600 PET-Flaschen angelegt, weit über 1000 Plastikdeckel gesammelt, sortiert und bearbeitet, wir hatten vorbereitete 3erlin Grid-Platten für den Bau der „Lego-Steine“ sowie alle dafür notwendigen Schrauben und Transport-Kisten besorgt bzw. gebaut. Kein einfacher Workshop für Schulkinder kann das leisten. Eine Dokumentation aller somit diesem Workshop vorangegangenen (aber eigentlich zu ihm gehörenden) Arbeitsschritte hier macht daher keinen Sinn. Deshalb gibt es nur eine lose, unvollständige, nicht chronologische Liste mit ein paar Einzelideen und -arbeitsaufgaben aus den beiden Workshops. Den Rest kann man sich aus den Bildern evtl. selbst erklären – vor allem wenn man die Dokumentation des PET-Palace noch hinzunimmt.

Der Palastbau war auf zwei Workshops verteilt (PdP1 & PdP4), da das Ergebnis des ersten Workshops wegen einer Konstruktionsschwäche nicht stabil genug war (Pappen bogen sich nach dem weißeln). Der zweite Workshop nahm also die Ergebnisse des ersten auseinander und arbeitete sie um bzw. erweiterte sie zum finalen Palast. Für den zweiten Workshop gibt es aber doch ein detailliertes Schritt-für-Schritt-Dokument mit Arbeitsphasen bzw. -schritten. Das Dokument hilft beim Nachvollziehen des Workshops, darum ist es hier geteilt:

PdP4 Palastbau 2 – Planungsdokument Download: .PDF | .DOC

PdP1 Ablauf Tag 1 .JPG | PdP1 Ablauf Tag 2 .JPG

 

STEIN 1: Nachhaltige Bauweise: Modularer Palast

Das besondere an unserem Palast ist seine nachhaltige modulare Konstruktion und die Materialauswahl. Am Ende des zweiten Workshops gab es noch eine großes Abschlussgespräch. Darin haben wir den Kindern erklärt, dass der Palast Teil eines größeren Projektes zur nachhaltigen Stadt ist und das auch in seiner Bauweise selbst reflektiert. Das Gespräch verlief entlang dieses Fadens:

NARRATION

  • In unserem Projekt ging es um „Nachhaltigkeit“ („Nachhaltigkeit“ an die Tafeln schreiben). Wer hat das schonmal gehört? (…) Nachhaltigkeit hat viele Bedeutungen. Eine davon ist: Es geht um eine Welt ohne Müll bzw. mit viel weniger Müll. (…)
  • Wir haben ja immer davon gesprochen, dass unser Palast aus „großen Legosteinen“ besteht. Wie ist das eigentlich mit Lego und Müll? Wenn ihr einen Stuhl aus Lego gebaut habt und ihn nicht mehr braucht, werft ihr den dann wag? (…) Stellt euch mal vor, die ganze Welt wäre aus Lego! Gäbe es dann noch Müll? (…) (Hinweis: Dieser Gedanke hat unsere Gruppe sehr fasziniert und gefesselt. Wir mussten aufpassen, sie von dieser Vorstellung wieder loszubekommen. Willie Tomes hat dazu den Unterschied zwischen biologisch abbaubar und nicht biologisch abbaubar eingebracht. Ein normaler Apfel und ein Apfel aus Lego. Worin unterscheiden die sich? Ihr seid wie der normale Apfel. Wir reden hier über die Dinge in der Welt, die sind wie Lego – die also nicht biologisch verrotten.)
  • Da ist noch ein Wort, welches wir euch gern beibringen wollen: „Modularität“ (“Modularität” an die Tafel schreiben). Das heißt unter anderem, dass man Dinge so macht, dass man sie wieder auseinandernehmen und für andere Dinge neu einsetzen kann. Lego ist z.B. modular! Deshalb wirft man es nicht weg. Und unser ganzer Palast ist an vielen verschiedenen Stellen modular! Und zwar an diesen:
  • Unsere Flaschen sind PET-Flaschen Man kann sie wieder auseinander nehmen und daraus auch anderes bauen. Und am Schluss kann man mit einem einfachen Griff die Pfandbanderolen wieder anbringen und die Flaschen zurückgeben ins Pfandsystem. Dort werden sie recycelt. Sie werden zu neuen Flaschen. Oder vielleicht auch zu etwas anderem. PET ist ein „modularer“ Werkstoff.
  • Unsere Brettspiele nutzen die Plastik-Deckel als Spielfiguren und Schablonen für die Spielfelder. Wir nutzen sie also schon anders, als sie gedacht sind. Aber mit ihren bunten Farben passen sie perfekt. Unsere Spielbretter funktionieren prima als Spielbretter aber z.B. auch als Regalbretter! Sie sind modular!
  • Diese Plastikplatten, auf die die Deckel für unsere Legosteine geschraubt sind, sind gelocht im 3erlin Grid. Wer von euch kennt dieses Spielzeug (etwas Heros Constructor hochhalten)? Das ist auch modular – wie Lego. Auch hier wirft man die Teile nicht weg. Denn man kann sie immer wieder neu verwenden für das, was man gerade braucht. Das funktioniert, weil wie bei Lego alle Teile an alle Teile passen, weil der Abstand für die Löcher immer gleich ist. Und diesen selben Lochabstand haben unsere Platten. Sie sind praktisch Erweiterungen dieses Spielzeugs. Wir arbeiten fast immer mit diesem Lochabstand bei Mifactori. Und bei uns zu Hause und in der Werkstatt haben wir viele Möbel gebaut mit diesem Lochabstand. Und es ist wirklich schon vorgekommen, dass wir Dinge also Möbel, die wir nicht mehr brauchten, umgebaut haben zu welchen, die wir gerade brauchten! Ein Haushalt ohne Müll : – ).
  • Wir haben den Palast nicht geklebt! Warum nicht? (…) Stimmt! Stattdessen haben wir Techniken verwendet, die sich wieder lösen lassen. Wir haben viel geschraubt und am Ende auch verklemmt mit Einhandzwingen und Foldbackklammern.
  • Um den Palast zu stabilisieren, haben wir Holzleisten verwendet. Aber wir haben diese überhaupt nicht bearbeitet: Nicht bemalt, nicht geschnitten, nicht gebohrt. Sogar die Preisschilder sind noch dran. Wir haben sie so genutzt wie sie aus dem Laden kamen. Und könn(t)en sie also nach dem Projekt sogar wieder dorthin zurückgeben. Wir haben sie einfach durch den Einsatz von Zwingen und Klammern wie ein fertiges modulares Bausystem genutzt. Das nennen wir übrigens „Pre-Use“.
FAZIT
  • Modularität vermeidet Müll: Wenn unser Palastprojekt fertig ist, dann fliegt unser Palast nicht in den Müll. Sondern er zerfällt vollständig in Bauteile, die wir alle wieder einpacken und für das nächste, ganz andere Projekt verwenden können. Modularität ist ein Weg, Müll zu verringern. Und sie macht großen Spaß!

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STEIN 2: Regalböden

Teil beider Workshops waren Ausflüge in nahegelegene Supermärkte. Dort haben wir große Obstkisten aus Pappe besorgt. Die Böden wurden herausgenommen, geweißelt und konnten so später zur Unterlage für Zeichnungen werden um letztlich zu den Regalböden für den Palast zu werden. Sie haben außerdem Löcher bekommen im einheitlichen 3erlin Grid-Abstand um Plastikdeckel als „Stopper“ anzubringen.

Zeichenübungen. Sie führen zu sehr guten Bildern! Allerdings sollte man sie besser präsentieren als wir es hier getan haben, damit die Kinder die Regeln schneller greifen können.

STEIN 3: Zeichenübungen nach Regeln

Um der ganzen Sache ein einheitliches Aussehen zu verpassen, haben wir die Kinder nach Regeln zeichnen lassen. Kunst beginnt immer mit Beschränkung der Mittel. Es sind phantastische Zeichnungen entstanden, die später auf Pappen und Flaschen übertragen wurden (leider gibt es – noch – keine Bilder davon). Wir haben den Kindern erst die Regeln vorgestellt und ihnen dann Aufgaben gegeben: Zeichnet ein Haus, ein Fahrzeug, eine Familie, einen Roboter, eine Pflanze … usw. Pro Übung gab es mehrere Minuten Zeit. Es gab immer zwei Zeichenübungen auf einmal. So hatten die Kinder, die schneller fertig waren, immer noch etwas zu tun, während die ersten ihre erste Zeichnung beendet haben. Wir haben Kreisformen (Plastikdeckel, verschieden große Unterlegscheiben usw.) verteilt, die die Kinder als Zeichenhilfe für Kreise verwendet haben. Unsere Zeichenregeln waren:

  • (1) Zeichnet nur mit Vierecken, Dreiecken, Kreisen, Halbkreisen und Strichen
  • (2) Nutzt in jeder Zeichnung immer blau und eine Zusatzfarbe und zwar entweder Neon-Gelb, Neon-Pink oder Neon-Orange. Keine anderen Farben sind erlaubt. Jede Figur muss aus zwei Farben bestehen.
  • (3) Nutzt Blau als eure Hauptfarbe. Jede Figur muss mehr blau haben als eine andere Farbe.
  • (4) Ihr dürft die Formen auch ausmalen. Aber immer mit der Farbe der Außenlinie.
  • (5) Es dürfen nie mehr als die Hälfte der Formen ausgemalt sein. Das heißt, es müssen mehr Formen leer bleiben als ausgemalt sind.

 

STEIN 4: Spiele

Wer mit Kindern arbeitet, kennt das Problem: Einige sind früher fertig als andere, haben dann Leerlauf und beginnen laut zu werden oder zu stören. Gerade beim späteren Zusammenbau des Palastes kommt es zu vielen Verzögerungen und es gibt nicht genug zu tun für 25 Kinder. Unsere Lösung dafür war, die Kinder ihre eigenen Brettspiele gestalten zu lassen, die später zu weiteren Regalbrettern für den Palast werden. Unsere Plastikdeckel wurden zu Spielfiguren und zugleich Schablonen für Spielfelder. Die farbliche Ausgestaltung und das Erfinden von Sonderregeln für z.B. Ereignisfelder haben wir den Kindern überlassen. Nachdem sie ihre eigenen Spiele (in kleineren Gruppen) gestaltet hatten, konnten sie sie gleich spielen. Würfel hatten wir parat. Das hat außerordentlich gut funktioniert! Man kann das immer machen auch als einfache Übung zwischendrin! Der Untergrund unserer Spielbretter waren die Pappen aus den Obstkisten aus den Supermärkten der Umgebung. (Bilder siehe unten oder im Fotoalbum zum Projekt).

Auf dem Feld mit der Spinne wird man ins Spinnennetz eingewoben und muss deshalb eine Runde aussetzen. Die 3 weißen Felder mit blauer Umrandung sind das Moor. Hier kommt man nur weiter, wenn man eine 1 würfelt. Es gibt auch Baumhausbrücken und manches mehr.

 

STEIN 5: Bewegungsübungen als Pausen

Im ersten Workshop haben Carola von der Dick und Urubu Marinka zwischendrin zum Ausruhen von den teils anstrengenden Zeichen- und Bauübungen verschiedene Bewegungsübungen durchgeführt, in denen die Themen “Kreise, Vierecke, Dreiecke” aufgegriffen wurden. Z.B. “Fort mit eurem Körper ein Viereck … Formt zu viert eine Viereck … formt alle gemeinsam ein Dreieck usw.” Besonders gut kam die Übung “ein kleiner Wurm der macht Gymnastik” an (Video ähnlich).

Bilder

Auswahl unten (Alle hier)

Palast 1, schön aber nicht stabil genug.
Unser Konstruktionsprinzip vom Palast 1. Mehr dazu hier.
Konstruktion Palast 2. Mehr dazu hier.
Zeichnen mit Schablonen: Ein Löwe! Gelungene Skizzen werden später auf die Regalbrettpappen übertragen.
Zwischengelagerte Flaschen
Noch ein Brettspiel
Aufgefüllt und zusammengebaut warten die Steine auf den nächsten Schritt.
Final assembly mit Holzleisten, Einhandzwingen und Foldbackklammern
Palastbegehung. “Die Flasche hier hab ich gemacht!” “Oh, guck mal die hier.”

Video 1 | Video 2

Zusammenpacken. Der Workshop ist Material & Werkzeug intensiv. Auf das Bild klicken für Details.

Mehr?

 

Hintergrund

Ein Projekt aus der:

Der Workshop wurde entwickelt und durchgeführt im Rahmen von „Palast der Projekte – die ökologische Zukunftsstadt“ in der Fichtelgebirge-Grundschule Berlin.

Gefördert von: Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung

Mifactori-Akteure: Lars Zimmermann, Urubu Marinka, Carola von der Dick, Willie Tomes

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