Climate Fiction Workshop: “Dystuopie” – ein Rollenspiel

Auf dieser Seite steht ein Workshop für Jugendliche und Erwachsene (z.B. fürs Teambuilding) zum Klimawandel und unserer kulturellen Anpassung daran. Es gibt eine Anleitung für den Workshop sowie alles dafür notwendige Material. Und da geht es los ↓

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‘we’re fucked’

Beschreibung

In diesem Workshop wird eine kurze fiktionale Geschichte vorgelesen, die prognostizierte Folgen der Klimakatastrophe auf engem Raum kondensiert. Die Teilnehmenden reagieren auf diese Geschichte Kapitel für Kapitel. Sie denken sich kreativ Lösungen für die in der Geschichte genannten Probleme aus. Es geht darum, die Dystopie in eine Utopie zu verwandeln. 

Das geschieht entweder in einem Online-Format mittels eines Brainstormings oder bei Offline-Formaten mit richtigem Baumaterial; Prototypen werden gebaut. 
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Ergebnisse

Die Ergebnisse des Workshops werden festgehalten und sind für alle frei verfügbar. So entsteht eine wachsende Sammlung an Ideen für unsere Zukunft.

Material 

Alles für den Workshop nötige Material findet sich hier auf dieser Seite. 

  • ↓ Einführung in den Workshop für die Teilnehmenden
  • ↓ Die Climate Fiction Geschichte 
  • ↓ Beschreibungen zum Baumaterial 
  • ↓ Lizenzhinweis 

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Einführung

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Einführung

“Hallo,

willkommen zum Workshop. Ich bin _ von Mifactori. Wer seid ihr? 

(…)

Legen wir los mit unserem Workshop. 

Ihr habt sicherlich alle vom Klimawandel gehört, richtig? Erzählt doch mal. Was ist das? Wie entsteht er? Warum ist das ein Problem?

(…)

Ja.

Der Klimawandel kommt. Da ist sich die absolute Mehrheit der WissenschaftlerInnen einig. Und die sind sich auch einig, aus der Sicht von uns Menschen ist “Klimawandel” eigentlich das falsche Wort. Besser wäre “Klimakrise” oder eigentlich sogar “Klimakatastrophe”.

Warum “Klimakatastrophe”? Es wird ein bisschen wärmer. Ist doch gut. Weniger Klamotten anziehen. Yay!

Leider ist das nicht alles. Mit der Änderung der Temperatur wird sich noch viel mehr ändern. WissenschaftlerInnen werfen teils erschreckende Bilder an die Wand i .



 

In diesem Workshop werden wir uns mit diesen Bildern auseinandersetzen in Form eines Rollenspiels. Das funktioniert so:

Ich lese euch eine kleine Climate Fiction-Geschichte vor. Climate Fiction ist eine Literaturgattung, die zur Science Fiction gehört. Die Geschichten finden in einer vom Klimawandel gezeichneten Welt statt. Die Heldinnen und Helden müssen sich in dieser Welt bewegen und darin bestehen.

Zu solchen Heldinnen und Helden werdet ihr heute.

Ich werde euch immer ein kurzes Stück Geschichte vorlesen. Das Stück endet mit einer Frage. Ihr werdet dann in kleinen Gruppen (oder allein) euch Antworten/Lösungen für diese Frage überlegen. Wie meistert eure Hauptfigur diese Herausforderung? Dafür habt ihr _ Minuten Zeit. Danach kommen wir wieder zusammen, ihr teilt eure Ideen hier, wie diskutieren sie ein bisschen und ich schreibe sie ins Ergebnisse-Pad ↑. 

Einverstanden? 

Bevor es losgeht, will ich noch sagen, dass wir durch eine fiktionale – eine ausgedachte – Geschichte gehen. Manches ist sehr spekulativ und zugespitzt. Das heißt, es kann so kommen, muss es aber nicht. Zum Beispiel weil Menschen wie eure Heldinnen und Helden Lösungen finden, die diese schlimmen Folgen abwenden oder abfedern. “Schlimme Folgen?” Ja, schnallt euch an. Eine echte Dystopie. Könnt ihr sie in eine Utopie verwandeln? 

Alles verstanden? Gruppen gebildet? Dann los. 

Update: Ich habe diese Geschichte hier Anfang Juni 2021 geschrieben. Da war das noch Fiktion und erforderte Recherche in wissenschaftlich fundierten Prognosen. Wenige Tage später ging es los mit den Waldbränden in Kanada und den Überschwemmungen in ganz Deutschland und anderen Teilen der Welt… Als ich das geschrieben habe, war das noch ein “in die Zukunft schauen”, wenige Tage später wäre es schon “die Nachrichten zusammenfassen” gewesen … : – ( 

CO2-Monster trampelt durch unsere Zukunft

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Minas Story Vs 1.0


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1 Die Hitze 

Mina tritt auf die Straße. Sie will zum Supermarkt, sie hat Hunger. Auf der Straße ist es heiß – extrem heiß. Seit Wochen ist es das, Tag und Nacht. 

Die Luft ist schwer zu atmen, sie brennt in der Lunge. Der letzte Regen ist fast zwei Monate her. Jetzt sind Feinstaub und Bodenozon i so dicht, dass man sie sehen kann. Mina zieht ihre FFP3-Maske auf.

An der Straßenecke liegt eine Frau auf dem Boden. Wahrscheinlich ist sie unter der Hitze zusammengebrochen. Jedes Jahr gibt es neue Rekorde bei der Zahl der Hitzetoten. Mina kann ihr Gesicht sehen, die Frau ist gar nicht alt. Eigentlich trifft die Hitze vor allem Ältere i . Vielleicht hatte die Frau Vorerkrankungen. Aber was macht sie denn dann hier draußen um diese Uhrzeit? Zwei Männer sind da und helfen der Frau. 

“Kann ich helfen?” fragt sie. “Nein. Der Krankenwagen ist gleich da”, sagt einer der Männer. “Das ist Frau Schulz aus der 19a”, erzählt der andere. “Die Hagelstürme im Frühjahr haben ihr die Fenster eingeschlagen und ihre Klimaanlage zerstört. Kurz darauf fing die Hitze an. Niemand kam zum Reparieren.”

Ja, die Hitze legt die Wirtschaft lahm i. Die Infrastruktur bröckelt, der Verkehr kommt ins Stocken, der Reparaturservice kommt kaum nach. Kinder können sich schlecht konzentrieren und lernen weniger, der Postbote klingelt seltener… Wenn es heiß ist, wird alles unproduktiv. 

Am Ende der Straße steht ein Baum, er ist grün. Unterm Baum steht eine junge Frau an einer Wasserpumpe. Sie schwitzt, sie muss lange pumpen, bis endlich etwas Wasser kommt und ihre Gießkanne füllt. Das Wasser und ihre Kraft reichen, um diesen einen Baum hier am Leben zu halten. Die meisten anderen Bäume aber sind verschwunden. Irgendwann hat die Stadt den Versuch aufgegeben, die vertrocknenden und kranken Stadtbäume i zu retten. Nur noch Stümpfe sind übrig. Aus Sicherheitsgründen wurden die toten Bäume gefällt. Das hat die Stadt noch viel heißer gemacht – bis zu 10 Grad i . Eine Betonstadt speichert Hitze noch viel stärker.

Unterm Baum hört Mina Vögel – ein seltener Klang. Ohne Bäume keine Vögel. Mina versucht herauszuhören, wer hier singt. Ein Spatz. Auch die sind selten geworden. Das Artensterben i macht nirgends halt. 

Plötzlich wird Vogel übertönt von Geschrei. Am Straßenende steht ein Mann mit rotem Kopf, wildem Blick und nass geschwitztem Kopf. Was er schreit ist nicht zu verstehen. Menschen reagieren unterschiedlich auf die Hitze. Manche werden langsam und schläfrig, andere werden wütend und aggressiv i . Mina wechselt die Straßenseite. Und läuft schneller. Sie will schnell wieder raus aus dieser verdammten Hitze.

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Wie kann Mina der Hitze widerstehen?

Wie können die Menschen in Minas Stadt der Hitze widerstehen?

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2 Das Essen 

Mina ist fast im Supermarkt angekommen. Nur noch über die Brücke und sie ist da. Unter der Brücke im Fluss schwimmen tote Fische vorbei i, ii. Mina wundert sich, woher die kommen. Eigentlich gibt es keine Fische mehr in den Flüssen. 

Im Supermarkt ist es deutlich kühler, die Klimaanlage funktioniert. Am Eingang steht ein Sicherheitsmann mit angestrengtem Gesicht. Trödeln sollte Mina hier nicht. Viel zu holen gibt es aber ohnehin nicht. Die Regale sind teilweise leer, vor allem beim Obst und Gemüse i. Alles was Wasser braucht ist selten und teuer geworden. Und praktisch alles braucht Wasser.

Die Landwirtschaft hat sich zwar auf wassersparende und hitzebeständige Sorten zurückgezogen. Aber brennende Wälder i greifen auf Felder über, Unwetter vernichten immer wieder ganze Ernten, unerwartete Schädlingswellen fressen die Anbauflächen leer. Lebensmittelanbau ist kaum noch planbar i. Der Besuch im Supermarkt damit auch nicht.

Aber wenigstens sind die Regale hier nicht vollständig leer wie andernorts. Aber Mina muss gut aufpassen. Was man kaufen kann, hat oft schlechte Qualität. Vieles hat zu wenig Proteine, Zink, Eisen, Vitamin B. Ernährungs-Mangelerscheinungen sind überall zu sehen. Brüchige Nägel, energielose Menschen auch bei kühlem Wetter, Haarausfall, Nervosität, leere Blicke i. Wer nicht aufpasst oder arm ist wird schnell zum Zombie – zum Klimazombie.

Mina hat Glück. Es gibt Äpfel. Aber sie kosten vier mal soviel wie noch vor ein paar Monaten. Mina nimmt sich drei Äpfel, zwei für sich und einen für Frau Schulz aus der 19a. Wer gegen Hitze bestehen will, muss gut ernährt sein. 

Der Sicherheitsmann hält Minas Wagen fest und zeigt auf ein Schild. “Nur 2 Äpfel pro KundIn”. Mina nickt und legt den dritten Apfel zurück. Wieder Rationierung heute. Die unberechenbare Mangelwirtschaft hat das Einkaufsverhalten geändert. Hamsterkäufe sind zu einem Problem geworden. Die Supermärkte versuchen, die KundInnen mittels Rationierungen zu halten und Unruhen zu verhindern. Also gut, dann muss ein Apfel für Mina reichen. 

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Wie kann Mina noch gesund essen (und gesund bleiben)? 

Wie können die Menschen in Minas Stadt gesund essen?

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3 Das Wasser

Mina ist wieder auf der Straße. Sie will zurück nachhause. Ihr Telefon klingelt. Es ist ihre Freundin, Clara.

Clara ist vor einer Weile in eine der “neuen Küstenstädte” gezogen. Auf älteren Landkarten liegt Claras Stadt noch mitten im Festland. Jetzt klopft das Meer direkt an die Tür. Es kommt immer näher, der Meeresspiegel steigt i, ii, iii.

So nah am Meer kommt das Wasser aber nicht nur von vorn. Der Regen ist unregelmäßig, aber wenn er kommt, ist er stark und immer wieder überflutet er die Stadt von oben.

Gegen das Meer von vorn wehrt sich Claras Stadt mit Deichen. Clara erzählt oft vom Deichbau. Die extremen Temperaturen und Unwetter greifen die schnell errichteten Deiche an, machen sie schwach. Immer wieder brechen die Deiche auf. Dann steht die Stadt unter Wasser. Clara geht dann nicht zur Arbeit, sondern hilft Deiche reparieren.

Auf den Fotos, die Mina von Clara geschickt bekommt, sieht Claras Stadt immer sehr kaputt aus, Laternen, Straßen, Häuser – alles sehr marode. Die Stadt steckt alles in die Deiche. Für andere Reparaturen ist kein Geld und vor allem kein Baumaterial übrig. Baumaterial ist überall knapp. 

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Wie kann Clara sich vorm Wasser schützen?

*Wie können die Menschen in Claras Stadt sich vorm Wasser schützen?

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4 Der Wohnraum

Mina läuft die Straße entlang Richtung nachhause und telefoniert mit ihrer Freundin Clara.

Mina freut sich über Claras Anruf. Aber Clara klingt aufgebracht und im Hintergrund hört Mina lauten Regen. Sie erzählt, dass es seit Tagen heftig regnet. Diesmal ist Claras Haus weggerutscht. Der Keller hat wohl einfach ein paar mal zu oft unter Wasser gestanden. Viele der Häuser in Claras Stadt sind nie für diese Bedingungen – für den ständigen Wechsel zwischen Hitze, Sturm und Überschwemmungen – gebaut worden und geben langsam nach. Häuser stürzen ein oder werden unbewohnbar. Jetzt ist auch Claras Haus weg.

“Kann ich zu Dir kommen und eine Weile bei Dir wohnen? Ich glaube, ich bin jetzt praktisch obdachlos. Viele in mei… mei… mei…  >< …” Die Verbindung ist weg. Zu viel Kommunikation für die noch stehenden Funkmasten in der Stadt? Mina versucht zurückzurufen. Vergebens. Vielleicht gibt es auch einen großflächigen Stromausfall dort in Claras Gegend. Solche Stromausfälle sind ja keine Seltenheit mehr i .

Jetzt ist Clara auch auf der Flucht, denkt Mina. Wie hunderte Millionen Menschen mit und vor ihr i .

Minas Stadt ist Gott sei dank weit weg von der Küste. Hierher wird das Meer nicht kommen. Aber die Stadt ist voll – voller geflüchteter Menschen. Von überall her sind sie gekommen und drängen sich auf den Straßen. Die Regierung hat dem Druck von rechts nachgegeben und die Grenzen geschlossen. Es gibt furchtbare Bilder von den Grenzen, alle kennen diese Bilder, aber wenige sprechen darüber. 

Trotzdem ist die Stadt übervoll mit Menschen. Es sind reiche Menschen aus reicheren Ländern, die einen Weg gefunden haben und die Grenzen mit Geld öffnen. Sie kommen, weil ihre Länder unbewohnbar geworden sind i . Zum Beispiel weil es dort so heiß ist, dass sie nicht mehr schwitzen können i . Oder weil es bei ihnen zu viel oder auch zu wenig Wasser gibt – oder beides zugleich. Sie kommen wegen der Kriege um knappe Ressourcen und knappes Essen. 

All das hat die Mieten in der Stadt noch weiter explodieren lassen. Nur wer reich ist, kann noch kommen. Und wer arm ist, darf nicht bleiben. Wohnraum ist knapp.

Die Stadt hat strenge Auflagen erlassen, damit die Menschen nicht zu dicht aneinander rücken. Aus hygienischen also gesundheitlichen Gründen. Versorgungsengpässe mit Nahrung, Strom, Wasser, Abwasser, Mobilität sollen verringert werden. Die Sicherheit soll gewahrt bleiben, mit der Enge ist die Kriminalität explodiert.

Jeder muss jetzt nachweisen, dass er oder sie mindestens 10 Quadratmeter für sich allein hat. Das gilt auch für Gäste. Mina hat nur 12 Quadratmeter. Das reicht nicht für Clara. Früher konnte Mina für Besuche ihren Keller angegeben. Aber der ist jetzt nicht mehr bewohnbar, zu viele Überschwemmungen, die Wände sind schimmlig. Er wurde von der Liste verfügbaren Wohnraums gestrichen.

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Wo findet Mina eine Wohnung für ihre Freundin in der Stadt?

*Wo können die Menschen in Minas Welt guten Wohnraum für Geflüchtete schaffen?

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5 Die Krankheiten

Auf der Straße neben Mina niest eine Frau. Mina erschrickt. Schnell setzt Mina ihre FFP3-Maske wieder auf. Bei der Hitze ist das Atmen durch eine Maske schwer. Aber es ist sicherer.

Die Hitze, die Enge in den Städte, die stetigen Überschwemmungen – all das hat die Verbreitung wasserbasierter Infektionskrankheiten zunehmen lassen. Übervolle aufgeheizte Städte funktionieren wie Bioreaktoren; Menschen und Tiere leben zu dicht beieinander i . Die Ökosysteme wandeln sich. Erst kamen die Zecken, der Durchfall, die Malaria und Parasiten i, dann immer neue Formen von Viren und Bakterien i . Der Tod vieler Arten i, ii gibt anderen bisher weniger bekannten Arten Auftrieb. Schädlinge vernichten Wälder und Ernten und bringen neue Krankheiten zu Tieren und Menschen.

Auf Minas Arm klebt ein Pflaster. Gestern hat sie ihre halbjährliche Impfung gegen neue Krankheiten bekommen. Aber an den Fingern hat sie seit gestern zwei unbekannte Stiche, solche Wunden hat Mina noch nicht gesehen. Sie weiß nicht, woher sie stammen. Minas Immunsystem ist immer im Wettlauf mit der sich verändernden Umwelt. Ohne Sorgfalt ist dieser Wettlauf nicht zu gewinnen. Und ohne Glück auch nicht. Schnell nach Hause Hände waschen…

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Wie kann Mina gesund bleiben?

Wie können die Menschen in Minas Stadt gesund bleiben?

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6 Die Angst, Desinformationen und Spaltung

Fast da.

Vor Minas Haus stehen zwei Frauen und streiten. Eine ruft: “Es sind Nanodrohnen von der Regierung! Die heizen alles auf, die sind Schuld!” Die andere entgegnet “Du spinnst!”. Sie hält ein Plakat, darauf steht: “Trump wird nächste Woche auferstehen als der rechtmäßige gottgewollte Papst. Er wird den Regen bringen!” 

Zwei Verschwörungsmythen wie sie überall aus dem Boden schießen. Die beiden Frauen halten Smartphones in der Hand, Mina sieht das Logo einer Social-Media-Plattform. Noch immer betreiben diese Plattformen aggressive Emotionalisierung. Falschinformationen generieren Klicks und sind deshalb populär. 

Und die Menschen suchen nach Informationen, die ihnen Halt geben. Sie haben Angst vor Hitze, Mangelernährung, Flucht, Krankheiten, Preisexplosionen und mehr. Aus Angst wird Wut und Verzweiflung. Je ängstlicher und wütender sie sind, desto mehr Zeit verbringen sie auf diesen Social-Media-Plattformen i auf der Suche nach Trost. Die Plattformen analysieren die NutzerInnen, sie packen alle bei ihrer eigenen tiefsten Angst i und stoßen sie in ein tiefes Loch, Hauptsache sie bleiben lange. Menschen suchen Antworten und bekommen Lügen vorgesetzt i. Menschen klicken sich durch ein Meer aus Falschinformationen und treiben immer weiter voneinander weg. Mina hat es schon lange aufgeben, herauszubekommen welcher Verschwörungsmythos sich hinter welchem der Terroranschlag verbirgt. 

Die Politik ist an der Regulierung der Plattformen gescheitert i, ii, iii. Die Plattformen waren zu stark darin, uns gegeneinander aufzubringen. Es ist schwer, vernünftig zu reagieren, wenn es keine Einigkeit über Fakten und Wahrheit gibt i, und die Macht der Wahrheit ist nicht groß, wenn es Menschen leicht gemacht wird, sich gegen Fakten wehren i ii. Eine Demokratie und Gemeinschaft ohne geteilte Fakten ist schwach.

All das hat es schwer gemacht, erfolgreich auf die Herausforderungen von Hitze, Hunger, Krankheit, Flucht und Unwettern zu reagieren. 

Über den beiden Frauen vor Minas Tür hängt ein Wahlplakat für die bevorstehende Wahl. Eine Nazi-Partei wirbt mit: “Jede Nation trinkt für sich! Waffen für Wasser! Freier Zugang zu Waffen für Deutsche.”

“Jeder trinkt für sich allein.” Für Mina klingt das falsch. Sie will lieber glauben, dass Gemeinschaft und Zusammenarbeit auf der Basis echter Fakten besser geeignet sind für das Lösen von Problemen. (Aber selbst da ist sie sich auch nicht immer sicher.)

Minas Nachbarn kommen aus dem Haus. Sie kommen schweigend aus der Tür. Der Mann schaut das Nazi-Plakat an und nickt  zustimmend. Dann geht er wortlos an Mina vorbei. Früher haben die Nachbarn im Haus sich gegrüßt. Mina hat die Katze der Nachbarn gefüttert und die Nachbarn haben Minas Blumen gegossen. Irgendwann hat erst das aufgehört und dann sogar das Grüßen. Mina weiß nicht warum. Kann sie sich in einem Notfall an ihre Nachbarn wenden? Mina weiß, wenn die Nachbarn Hilfe brauchen, sie ist immer bereit! Aber sie weiß nicht, ob die Nachbarn das wissen, oder wollen. 

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Wie kann Mina Gemeinschaft und Zusammenarbeit herstellen?

Wie kann Minas Stadt/Land Gemeinschaft und Zusammenarbeit herstellen?
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Wie kann Mina Fakten finden und stark machen?

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7 Die Dinge (Fixing Things) 

Mina schließt ihre Wohnung auf. 

Der Boden ist nass. Der Kühlschrank ist ausgelaufen. Schon wieder Stromausfall. In der Wohnung riecht es schon etwas modrig, bei der Hitze wird das Essen im Kühlschrank schnell schlecht. 

Der heftige Sommersturm vor zwei Wochen hat ein marodes Haus am Ende der Straße einstürzen lassen. Dabei waren die Stromleitungen kaputt gegangen. Aber das ist es nicht. Aus dem Fenster kann Mina sehen, dass die Ampeln überall ausgeschaltet sind, nicht nur in Minas Straße. Und die Straßenbahnen stehen still i. Wie jeden Sommer müssen die Kraftwerke bei enormer Hitze immer wieder runtergefahren werden, keine Kühlung möglich i, ii.

Mina will wissen, wie lange der Stromausfall gehen wird. Sie klappt ihren Computer auf, der läuft mit Batterie. Aber auch der Laptop fährt nicht hoch, auch der scheint kaputt. Irgendwie häufen sich hier die kaputten Geräte.

Dieser Laptop hier ist nicht reparierbar. Ersatzteile gibt es dafür auch nicht. Und selbst wenn, er hat nicht mal Schrauben an der Rückseite, an denen man ihn aufmachen könnte. 

Jetzt muss Mina einen neuen Computer kaufen. Aber ihr fehlt das Geld. Früher war all das so billig. Aber die Material und Ressourcen sind knapp geworden. Unwetter zerstören vieles oder machen es unbenutzbar, weniger Teile der Welt sind bewirtschaftbar, manche Ressourcen sind einfach erschöpft. Nicht nur Essen und Wohnen ist teuer geworden. Fast alles andere auch.

Aber Mina will nicht alles neu kaufen. Sie weiß, jedes neu produzierte Produkt kostet Umwelt und Klima und macht alles nur schlimmer.

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Wie kann Mina Dinge langlebig und verlässlich halten (und Ressourcen und Klima schonen)?

Wie können die Menschen in Minas Stadt Dinge langlebig und verlässlich halten (und Ressourcen und Klima schonen)?

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8 Die Jobs

Will Mina ihren Laptop retten, braucht sie Geld – sie braucht einen Zweitjob. Die Herausforderungen der Gegenwart haben so viele neue Jobs geschaffen. Arbeit ist nicht knapp, es gibt so viele Dinge zu tun: 

    • Bäume vor der Hitze schützen.
    • Infrastruktur reparieren.
    • Menschen bei ihrer Fitness helfen (gesunde Menschen kommen besser mit Hitze zurecht). 

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Welche Jobs bietet ihr Mina an? Welche Jobs auf der Liste fehlen? Mit welchen neuen Tätigkeitsfeldern reagieren wir auf die Herausforderungen des Klimawandels? 

Woran sollten die Menschen in Minas Welt arbeiten? 

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– Ende –

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9. Das Feuer 

… folgt

10. Die Wirtschaft

… ein Kapitel, in dem es nicht nur um unproduktive Menschen geht, sondern auch um vom Wetter beschädigte Industrieanlagen, Schiffsunglücke in der Containerschifffahrt und daraus resultierenden Lieferengpässen … um zerstörte Schienen- und Straßennetze … um teure Preise bei Konsumgütern, weil die Ressourcen für Reparaturen usw. gebraucht werden … 

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Baumaterial

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Baumaterial 

Beim Baumaterial handelt es sich um eine Sammlung modularer Bauteile, die alle universell einsetzbar sind und im Workshop nicht verändert werden (kein Schneiden, Kleben, Lackieren usw.) 

Es handelt sich um eine frühe Version unsers Playful Living-Baukastens bzw. eine Weiterentwicklung unseres Bauhaus Klimafabrik-Baukastens (detaillierte Infos jeweils hinter den Links). In jedem Falle sind es Spielarten von Open Circular Design

Außerdem haben wir teilweise auch Sammlungen von Klemmbausteinen genutzt nach dem Vorbild von LEGO-Serious Play.

Siehe für all das auch in die Ergebnisse des Bau-Workshops

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Lizenz +

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Lizenz

Der Text und der Workshop stehen unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz. Das Material kann also frei genutzt werden auf jedwede Weise, solange sie “Mifactori” als Urheber nennen. Wenn Sie den Workshop durchführen und ebenfalls Ergebnisse sammeln, dann freuen wir uns, wenn Sie uns diese Ergebnisse zusenden → hello@mifactori.de. Lassen sie uns gemeinsam sammeln.  

Weiterführende Links

Der Text oben enthält viele Links. Hier aber noch ein paar zusätzliche Empfehlungen.  

  • Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland 2021 des Bundesumweltamtes macht praktisch das gleiche wie die Geschichte oben. Die Folgen konkret fassbar aufzählen und praktische Gegenmaßnahmen vorschlagen. 
  • Lösungen und Ansätze für Antworten auf die in der Geschichte gestellten Fragen finden sich überall auf der Mifactori-Seite. Z.B. unter unseren City Hacks aber auch in anderen Kategorien. 

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Credits 

Das Format wurde ursprünglich aufgesetzt für Hack The Summer 2021. Weiterentwickelt als Erwachsenenformat wurde es für MINT vernetzt 2022

Der Kopf hinterm Format ist Lars Zimmermann. Unterstützung kam von Tristan Biere, Lindsey Lonien & Rachel Oedy. 

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Letztes Update 2022

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